Suchbegriff eingeben

Frühjahrskonjunktur 2023

Bayerische Elektrobetriebe blicken optimistisch in die Zukunft

Trotz belastender Indikatoren im Bau-Bereich, wie hohe Materialpreise, Kaufkraftverlust sowie steigende Bauzinsen und einen für 2023 prognostizierten Rückgang, insbesondere des Wohnungsbaus um etwa 12,5 Prozent, blicken die bayerischen Elektrobetriebe mit Optimismus in die Zukunft. Grund dafür ist die robuste Nachfrage nach elektrohandwerklichen Leistungen, die im Zuge von Energiewende, Energiekrise und Digitalisierung weiter zunimmt.

Hoher Geschäftsklimaindex von 83,6 Punkten

Dass sich die wirtschaftliche Situation der deutschen Elektrobetriebe in den vergangenen Monaten – nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Umstellung auf Erneuerbare Energien und der damit verbundenen Elektrifizierung – positiv entwickelt hat und der Großteil von ihnen zuversichtlich in die Zukunft blickt, zeigt der aktuelle Geschäftsklimaindex. Dieser stieg gegenüber der im September durchgeführten Herbstkonjunkturumfrage 2022 noch einmal deutlich an (Herbst 2022: 79,5 Punkte) und liegt mit 83,6 Punkten nun wieder auf dem Niveau der Frühjahrsumfrage 2022 (83,9 Punkte), die kurz vor Ausbruch des Ukraine-Krieges durchgeführt worden war.

 

Neues Auftragshoch

68,2 Prozent der bayerischen Betriebe gaben im Rahmen der diesjährigen Frühjahrsumfrage an, aktuell über ein gutes Geschäftsklima zu verfügen – gegenüber 62,6 Prozent, die im Herbst zufrieden mit ihrer wirtschaftlichen Situation waren.

Grund für die gute Stimmung ist unter anderem der weiterhin hohe Auftragsbestand. So verfügen 64,6 Prozent der Betriebe über Auftragspolster von mehr als zwei Monaten, 41,6 Prozent sogar von mehr als vier Monaten. Das Allzeithoch aus dem Herbst 2022 (62,5 % > 2 Monate / 38,5 % > 4 Monate) wurde damit nochmals übertroffen.

Verschiedene Faktoren erklären positive Entwicklung

Zu erklären ist die positive Entwicklung damit, dass das Elektrohandwerk sehr breit aufgestellt und in den unterschiedlichsten Bereichen tätig ist. Diese reichen vom Wohnungsbau bis zum industriellen Anlagenbau. Aber natürlich trägt auch die steigende Nachfrage nach Leistungen im Bereich der Erneuerbaren Energie zu der positiven Konjunkturentwicklung bei. Denn mit dem Ukraine-Krieg und der drohenden Energiekrise wurde das Tempo in Sachen Energiewende und Dekarbonisierung deutlich erhöht: Photovoltaik-Anlagen (PV), Wärmepumpen oder auch Speichertechnologien erleben durch die in Folge des Krieges rasant steigenden Energiepreise einen Nachfrage-Boom.

PV-Hochlauf nimmt Fahrt auf

Ein Blick auf die Umsatzkategorien zeigt, dass es hier – ungeachtet der Flaute im Baugewerbe – kaum Änderungen gibt. Mit zusammengerechnet 73,5 Prozent wird der Löwenanteil am Umsatz nach wie vor über private sowie gewerbliche Auftraggeber generiert.

Bei den Geschäftsfeldern zeigt sich indes ein deutlicher Umsatzzuwachs im Bereich der Erneuerbaren Energien. Sie machen mittlerweile 7,5 Prozent am Umsatz der bayerischen Elektrobetriebe aus. Im Frühjahr 2022 waren es noch 5,3 Prozent.

Am auffallendsten ist die Entwicklung bei den Umsatzanteilen im Bereich „Photovoltaik“. Hier stieg der über Leistungen im PV-Bereich generierte Umsatzanteil innerhalb eines Jahres von 3,2 auf jetzt 4,7 Prozent. Ein Zeichen dafür, dass der PV-Hochlauf Fahrt aufgenommen hat.

 

Fachkräftelücke wird größer

Der erfreulich hohe Auftragsbestand hat allerdings auch eine Kehrseite. Denn mit den durch Energiewende, Digitalisierung und Elektrifizierung kontinuierlich wachsenden Einsatzgebieten nimmt auch der Fachkräftebedarf zu und übersteigt damit das vorhandene organische Mitarbeiter-Wachstum. Die wachsende Fachkräftelücke spiegelt sich dabei in der Zahl der offenen Stellen wider. So gaben 63,4 Prozent der Umfrage-Teilnehmer aus Bayern an, offene Stellen nicht besetzt zu haben. Vor sechs Monaten waren es 62,6 Prozent.

Trotzdem zeigen sich die Unternehmen, was die Zahl ihrer Beschäftigten angeht, weiterhin optimistisch. So gaben 32,7 Prozent der Befragten an, dass sie in den nächsten sechs Monaten von einer Steigerung der Beschäftigtenzahl ausgehen. 11,1 Prozent erwarten einen Rückgang ihrer Beschäftigten.

 

Zuwachs bei den Ausbildungsverträgen und mehr weibliche Azubis

Wenn es um Fachkräfte geht, gibt es aber auch eine erfreuliche Entwicklung. So war das vergangene Jahr nicht nur durch ein beachtliches Umsatzplus gekennzeichnet, sondern auch durch einen Anstieg bei den Ausbildungszahlen.

So traten 2022 insgesamt 15.521 junge Menschen in Deutschland eine e-handwerkliche Ausbildung an – ein Plus von 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2021: 15.122).

Die Zahl der Neuverträge ist damit nicht nur höher als im Vor-Corona-Jahr 2019. Sie übersteigt den Wert sogar deutlich (2019: 15.172). In den von der Pandemie dominierten Jahren 2020 und 2021 waren die Neuvertragszahlen nicht zuletzt aufgrund fehlender oder stark eingeschränkter Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme zwischen Betrieben und Jugendlichen in der Berufsorientierungsphase (Ausbildungsmessen, Praktika etc.) leicht zurückgegangen.

Auch erfreulich: Der Anteil der Frauen, die 2022 eine e-handwerkliche Ausbildung in Deutschland begannen, stieg um 4,8 Prozent.

Das Wachstum stimmt nicht nur vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, der zunehmenden Akademisierung und des wachsenden Fachkräftebedarfs optimistisch. Es zeigt auch, dass die Bemühungen der Elektrohandwerke in Sachen Nachwuchsmarketing Früchte tragen und dass immer mehr Jugendliche Interesse haben, als Klimaschützer und Fortschrittmacher im Einsatz zu sein.

 

Positiver Ausblick auf das zweite Halbjahr

Dass das Gros der befragten Betriebe sehr positiv auf die nächsten sechs Monate blickt ist bei der aktuellen Geschäftssituation nicht verwunderlich. Gingen im Herbst 2022 noch 28,5 Prozent von einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage aus und nur 14,5 Prozent von einer Verbesserung, hat sich dieses Verhältnis nun umgekehrt: 27,1 Prozent erwarten eine Verbesserung innerhalb der kommenden Monate. 20,6 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus. Damit hat sich trotz des Fortbestehens der eingangs erwähnten Herausforderungen die Situation im bayerischen Elektrohandwerk weiter stabilisiert.

       
Artikelübersicht nächster Artikel