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Frühjahrs-Konjunktur 2022

Stabilisierung auf hohem Niveau

 

Trotz Corona und anhaltender Lieferengpässe vermelden die elektrohandwerklichen Betriebe in Deutschland weiterhin eine gute Geschäfts- und Auftragssituation: Der Geschäftsklimaindex stabilisiert sich mit 83,9 Punkten auf hohem Niveau; die Auftragspolster wuchsen leicht an, der Fachkräftebedarf steigt. Die Beschäftigtenzahlen hingegen stagnieren. Durch unseren Bundesverband (ZVEH) wurden daher unterstützende Maßnahmen der Politik angemahnt (In dieser und unserer letzten Ausgabe haben wir ausführlich darüber berichtet.).

 

Gewinnentwicklung der vergangenen sechs Monate

66,2 Prozent der im Rahmen der ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage befragten bayerischen Betriebe gaben an, ihre Geschäftslage sei gut bis sehr gut. 30,7 Prozent sind zufrieden mit der Geschäftssituation und weniger als vier Prozent (3,1 %) meldeten, dass ihre Situation gegenwärtig schlecht ist.

Negativ auf das Geschäft wirkten sich vor allem die Materialengpässe und Lieferverzögerungen in vielen Produktbereichen sowie die damit verbundenen Preissteigerungen aus. Sie führen dazu, dass Betriebe Aufträge nicht abarbeiten können; auf den Preissteigerungen bleiben sie teilweise sitzen. Entsprechend gaben 39,2 Prozent der Betriebe an, dass ihre Gewinne infolge der Lieferengpässe und Preissteigerungen stark oder sogar sehr stark gesunken seien. Quarantäne-bedingte Mitarbeiterausfälle (oder Ausfälle durch die Betreuung von Kindern) führten in 22,6 Prozent, Hygieneauflagen in 25,5 Prozent der bayerischen Betriebe zu starken oder sehr starken Gewinneinbußen.

Dass in Bayern insgesamt fast 97 Prozent der Betriebe die Geschäftssituation derzeit als gut oder zumindest zufriedenstellend bewerten, zeigt jedoch – und das ist eine sehr erfreuliche Nachricht: Selbst die genannten Corona-Effekte konnten den positiven Trend im bayerischen Elektrohandwerk nicht stoppen!

Das belegt auch der Vergleich mit dem für die Elektrohandwerke sehr guten Vor-Corona-Jahr 2019. So gaben bei der Frühjahrskonjunkturumfrage 2022 immerhin 69,5 Prozent der bayerischen Firmen, die 2019 Gewinne erzielten, an, dass sie diese halten oder sogar steigern konnten.

 

Mit Optimismus Richtung Zukunft

Da wundert es denn auch wenig, wenn die Einschätzungen für die kommenden Monate überwiegend positiv ausfallen. 24,9 Prozent der E-Unternehmen glauben aktuell, dass sich ihre geschäftliche Situation künftig weiter verbessern wird. 58,9 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Situation aus. Zu der positiven Sicht trägt – neben der wachsenden Bedeutung der E-Handwerke bezüglich der Erreichung der Klima- und Digitalisierungsziele – vermutlich auch die Tatsache bei, dass über die Hälfte (50,7 %) der Betriebe meldet, ihr Auftragsvolumen bei privaten Auftraggebern in den letzten sechs Monaten nochmals gesteigert zu haben.

Wichtiges Signal hinsichtlich Fachkräftebedarf

Was positiv klingt, ist jedoch unter dem Aspekt des wachsenden Aufgabenspektrums in den Elektrohandwerken durchaus ein zweischneidiges Schwert. Denn für die Abarbeitung der im E-Handwerk ohnehin recht großen Auftragspolster braucht es schließlich das entsprechende Personal. Und das ist angesichts rasant wachsender Aufgaben aufgrund von Digitalisierung und Energiewende einerseits sowie der demografischen Entwicklung andererseits bereits jetzt knapp. Anzeichen dafür liefert auch die aktuelle Konjunkturumfrage: Die Zahl der offenen Stellen, im Frühjahr zwar wegen der (noch) offenen Ausbildungsplätze traditionell höher, stieg wieder an und ist mit 69,3 Prozent um über 10 Prozent höher als im Frühjahr 2020, vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Dazu passt, dass sich die Zahl der beschäftigten Mitarbeiter nach Jahren des Wachstums zu stabilisieren scheint. So meldet 13,8 Prozent der bayerischen Betriebe, dass die Zahl der Mitarbeiter in den letzten sechs Monaten gesteigert werden konnte. Aber genauso viele Betriebe (13,8 %) verzeichnen Mitarbeiterrückgänge.

 

Politik muss mit Maßnahmen unterstützen

Der ZVEH hatte bereits Anfang Januar 2022 darauf verwiesen, dass das über ein Jahrzehnt anhaltende organische Wachstum der E-Handwerke allein nicht mehr ausreichen wird, um zukünftige Märkte versorgen zu können und klargemacht, dass es dringend Maßnahmen wie zum Beispiel einer Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung bedarf. Hier sehen wir auch die Bundesregierung in der Pflicht und fordern, den Aufbau künftiger Fachkräfte mit politischen Maßnahmen zu flankieren.

 

Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt: Das bayerische Elektrohandwerk ist auch nach zwei Jahren Pandemie sehr gut aufgestellt und erweist sich erfreulich krisenfest.

Allerdings zeigt die Befragung auch, dass hinsichtlich der Fachkräfteproblematik Handlungsbedarf besteht. Um die anstehenden Aufgaben, allen voran Digitalisierung und Energiewende, umzusetzen, braucht es ausreichend qualifiziertes elektrohandwerkliches Personal. Es braucht jetzt dringend die Unterstützung der Politik, um den Fachkräftebedarf der Zukunft zu sichern!

 
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