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Frühjahrs-Konjunktur 2020

Optimismus durch Corona ausgebremst

Münzen in einem Glas

Optimismus durch Corona ausgebremst

Bis zum Stand Anfang März 2020 herrschte beste Stimmung bei den Betrieben des bayerischen Elektrohandwerks.

Die im Februar durchgeführte Frühjahrsbefragung hat gezeigt, 97 % der befragten bayerischen Innungsbetriebe betrachten ihre Geschäftslage als gut (78,9 %) oder befriedigend (18,4 %). Damit verschlechterte sich die Einschätzung der aktuellen Situation gegenüber der letzten Befragung nur geringfügig – im Herbst 2019 hatten 81,5 % mit „gut“ geantwortet, 16,4 % mit „befriedigend“.

Auch der Geschäftsklima-Index bleibt weitgehend stabil. Er sank gegenüber dem Herbst 2019, in dem ein Herbst-Allzeit-Hoch erreicht wurde, zwar geringfügig – von 89,7 auf nunmehr 88,1 Punkte – befand sich aber weiterhin auf einem erfreulich hohen Niveau.

 
Balkendiagramm zu Konjunkturindikatoren

Auftragsbücher gut gefüllt

Auch, was die Zukunft anging, zeigte sich die Mehrheit der befragten bayerischen E-Handwerksbetriebe im Februar optimistisch. 22,4 % der Befragten erwarteten, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verbessern wird, 69,6 % gingen davon aus, dass sie gleich bleibt. Nur 8,1 % glaubten, dass sich ihre Geschäftslage wieder verschlechtern wird.

Ein Grund für die zuversichtliche Einschätzung war der hohe Auftragsbestand. So sind 60 % der befragten Betriebe für zwei oder mehr Monate ausgebucht. Bei über 50 % dieser Betriebe sind die Auftragsbücher sogar für mehr als vier Monate gefüllt.

Zu der guten Auftragslage trugen der Trend zu vernetzten Anwendungen im Gebäudebereich, das zunehmende Interesse an Elektromobilität wie auch das steigende Bewusstsein für den Klimaschutz und, damit verbunden, für die verstärkte Nutzung von Erneuerbaren Energien und den Einsatz von Energiemanagementsystemen bei. Eine Entwicklung, die zeigt: Die E-Handwerke leisten mit ihrer Arbeit, unter anderem auch im Bereich Elektromobilität und Photovoltaik, einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

 

Corona-Krise – Auswirkungen spürbar

Um ein Bild zu erhalten, wie stark die Elektrohandwerke von der Krise betroffen sind hat unser Bundesverband (ZVEH) Ende März, zwei Wochen nach dem Shutdown und Mitte Mai Sonderkonjunkturumfragen durchgeführt. Hierbei wurden auch bayerische Betriebe befragt.

Schon in der ersten Befragung hatte sich abgezeichnet, dass die Pandemie und der damit verbundene Shutdown der Wirtschaft die E-Handwerke weniger hart trafen als andere Branchen und Gewerke – zumindest in den ersten Wochen. Zwar verzeichnete ein hoher Anteil der befragten Betriebe Umsatzrückgänge. Viele profitierten jedoch noch von den zum Teil beachtlichen Auftragspolstern.

Auch Kurzarbeit war nur bei knapp 12 % der bayerischen Umfrageteilnehmer ein Thema. Allerdings gaben 28 % an, in näher Zukunft Instrumente wie Kurzarbeit und staatliche Zuschüsse nutzen zu wollen.

 

Umsatzrückgänge niedriger als erwartet

Die zweite Befragung Mitte Mai lieferte ein differenzierteres Bild: So ist die Zahl der Betriebe, die Umsatzrückgänge beklagten ebenso gesunken wie der durchschnittliche Umsatzrückgang.

Nur noch 47,6 % der bayerischen Betriebe verzeichneten Umsatzverluste, bei der ersten Befragung im März waren es noch 61,6 %. Der durchschnittliche Umsatzrückgang bei den betroffenen Betrieben liegt jetzt bei 33,6 % - gegenüber 44,5 % im März.

Dazu beigetragen hat sicherlich auch, dass nur 2,7 % der Betriebe in Bayern überhaupt von Betriebsschließungen betroffen waren. Der Löwenanteil konnte, wenn auch in eingeschränktem Umfang, weiterhin Aufträge abarbeiten.

Kaum Zuwächse bei der Kurzarbeit

Auf erfreulich niedrigem Niveau blieb die Zahl der Unternehmen, die Kurzarbeit angeordnet haben oder Mitarbeiter entlassen mussten. Bei der zweiten Befragung gaben 13 % der Teilnehmer an, Kurzarbeit angemeldet zu haben. Dies stellt nur einen geringfügigen Anstieg gegenüber März (12 %) dar, obwohl seinerzeit viele Betriebe angegeben hatten, künftig verstärkt Instrumente wie Kurzarbeit und/oder staatliche Hilfen nutzen zu wollen.

Zu Entlassungen griffen, Stand Mai, nur 2,3 % der bayerischen Firmen und damit ebenfalls weniger als noch im März (3,7 %).

Insgesamt wurden staatliche Hilfen in geringerem Umfang in Anspruch genommen als es nach den März-Ergebnissen zu erwarten gewesen wäre. Am meisten genutzt wurden staatliche Zuschüsse, die bis Mitte Mai 15 % aller befragten bayerischen E-Handwerksbetriebe in Anspruch nahmen.

 
Balkendiagramm zur Sonderkonjunkturumfrage

Geschäftsklimaindex steigt wieder: von 54,1 auf 70 Punkte

Erfreulich ist zudem, dass die im März noch vorhandenen Auftragspolster nicht weiter abgeschmolzen sind, was die Vermutung zulässt, dass trotz Krise neue Aufträge akquiriert werden konnten.

83 % der befragten Unternehmen gaben an, Aufträge für mehr als zwei Wochen zu haben, bei über 42 % sind die Auftragsbücher sogar für zwei und mehr Monate gefüllt. Auch das ein erfreuliches Signal.

So wundert es wenig, dass sich der Geschäftsklimaindex mittlerweile erholt. Er war von 88,1 Punkten bei der Frühjahrs-Konjunkturbefragung im Februar auf 54,1 Punkte bei der März-Umfrage abgestürzt und liegt aktuell wieder bei 70 Punkten – ein sichtbares Zeichen für eine Entspannung der Situation.

Engpässe bei der Produktion

Verschärft hat sich indes in einigen Bereich die Beschaffungsproblematik.

Während im März noch 24,9 % der bayerischen Betriebe angegeben hatten, zum Teil Probleme bei der Beschaffung von Material zu haben, waren es im Mai bereits 39,4 %.

Am schwerwiegendsten waren die Engpässe bei Produkten im Bereich „Licht und Beleuchtung“ mit 19,2 % (März: 13,2 %), gefolgt von Produkten bei den Bereichen „Elektrogeräte“ mit 12,5 % (März: 3,7 %) und „Gebäudeautomation“ mit 11,8 % (März: 5,8 %).

 
Diagramm zum Geschäftsklimaindex

Zurückhaltung bei Neueinstellungen

Veränderungen zwischen März und Mai ergaben sich auch hinsichtlich der offenen Stellen.

Nachdem bei der turnusmäßig erfolgen Frühjahrs-Konjunkturbefragung im Februar 2020 noch 58,8 % der Betriebe angegeben hatten, über offene Stellen zu verfügen, waren es im März nur noch 31,3 %. Neueinstellungen wurden angesichts der Krise zunächst einmal zurückgestellt.

Bei der Mai-Befragung gaben 37,5 % der Unternehmen freie Stellen an. Damit scheinen Neueinstellungen wieder etwas stärker in den Fokus zu rücken, die Vor-Corona-Werte werden aber bei weitem nicht erreicht.

Eine Entwicklung, die es nach unserer Ansicht im Auge zu behalte gilt. Schließlich ist zu erwarten, dass der Fachkräftebedarf nach der Krise schnell wieder steigen wird, sodass, wer das Thema Nachwuchs- und Fachkräftesuche krisenbedingt hintenanstellt, künftig vor ganz besonderen Herausforderungen stehen wird.

 

Erfreuliche Entwicklung

Als die Ergebnisse der ersten Befragung vorlagen, wurde erwartet, dass sich die Auswirkungen der Corona-Krise auf die bayerischen Innungsmitglieder verschärfen würden. Tatsächlich aber gab es schon wenig später trotz des Shutdowns vermehr Signale aus den Betrieben, dass die Situation weniger angespannt ist als gedacht.

Die aktuelle Umfrage bestätigt diese erfreuliche Entwicklung und zeigt, dass die Elektrohandwerke in Bayern sich bereits von der Krise zu erholen beginnen.

Allerdings ist dies nur eine Momentaufnahme, da niemand vorhersagen kann, ob sich die momentane Entspannung bei der Pandemieentwicklung fortsetzt.

 
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